Galerie SchĂĽtzenfest
Mitwoch, 23.05.2018 - Foto: Bullemänner
Auch beim nunmehr vierten Gastspiel der „Bullemänner“ in Stewwert durfte herzlich gelacht werden. Zum Auftakt des Bauernschützenfestes waren die beiden Kabarettisten Augustin Upmann und Heinz Weißenberg zusammen mit „Tastenfachkraft“ Svetlana Svoroba ins Festzelt im Schlosspark gekommen. Von Simon Beckmann - WN
Man stelle sich vor, man sitzt vor einem reichhaltig gedeckten Tisch: vor einem die kesselfrische Fleischwurst und eine berauschende Gerstenkaltschale. Was darf da auf keinen Fall fehlen? Genau, eine ordentliche Portion würziger Senf. Der kam am Mittwochabend aber nicht aus der Tube, sondern aus Suchdrup, und er hatte es mal wieder in sich. Die „Bullemänner“ gastierten mit ihrem 13. Programm „Schmacht“ beim Galaabend der Bauernschützen und gaben zu jedem Thema – ob Politik, Flüchtlinge, die Begebenheiten in Stewwert oder das Online-Dating – ihren Senf dazu. Dabei nahmen Augustin Upmann, Heinz Weißenberg und „Tastenfachkraft“ Svetlana Svoroba wie gewohnt kein Blatt vor den Mund. Sie servierten ihre Filetspitzen so scharfzüngig, dass ihre Lästereien und Weisheiten gerade noch am Rande des Erlaubten weilten. Mit dem Mix aus operettenhaften Gesangseinlagen, trockener Comedy, bitterbösem Kabarett und unterhaltsamen Theatereinlagen trafen sie genau den Nerv des Publikums. Dieses bekam immer mal wieder sein Fett weg. „Letztes Mal hier in Stewwert war es wunderschön“, so die „Bullemänner“, die am Mittwoch bereits zum vierten Mal zu Gast waren. „Ihr ward begeistert – aber nur, wenn der Witz verstanden wurde.“ Auch auf die wenig belebte Innenstadt mit ihren Leerständen kamen Upmann und Weißenberg zu sprechen. „Geht mal in die Ortsmitte, da sieht man das ganze Elend“, meinten die beiden Westfalen, die in vielen Geschäften nur „tote Fliegen in der Auslage“ vorgefunden hätten. Nur in der Dönerbude sei wenigstens Leben gewesen. Fehlen durfte ebenfalls nicht der eine oder andere Seitenhieb in Richtung Politik. „Warum ist Alexander Gauland so schäbig?“, fragten die „Bullemänner“ in die Runde, um selbst sofort die passende Antwort hinterher zu schieben: „Schuld sind seine Eltern.
Die haben seine Schaukel zu nah an die Hauswand gebaut.“ Früher hätte es zudem an jeder Kneipentheke „Stänkerfritzen“ gegeben. „Da hat man einfach nicht hingehört. Mit dem Internet haben die sich aber alle vernetzt. So ist die AfD entstanden.“ Auch den „Kreuzzug“ von Markus Söder und die Modelkarriere von Christian Lindner, deretwegen die Jamaika-Koalition gescheitert sei, thematisierten die „Bullemänner“ herrlich süffisant. Einen Vorgeschmack aufs bevorstehende Schützenfest hatten Upmann und Weißenberg ebenfalls im Gepäck. „Schützenfest ist wie Oktoberfest, nur mit kleinen Gläsern“, erklärte Upmann. Auch auf die Flüchtlings-Thematik kamen die „Bullemänner“ zu sprechen. In ihrer Heimat Suchdrup hätten sie erst auf Nachfrage Flüchtlinge geschickt bekommen. Zu diesem Zeitpunkt hätten beim Nachbarverein schon drei Aubameyangs im Sturm gekickt. Flüchtlinge habe auch „Karl Faktor“ in der Aufnahmeeinrichtung auf seinem Campingplatz aufgenommen. „14 Nationen habe ich auf dem Platz – drei mehr als Jogi Löw“, frotzelte Weißenberg alias „Karl Faktor“, der die Asylsuchenden bei der Integration keinesfalls verhätscheln will: „Den Fehler haben wir bei den Ossis gemacht. Die kriegst du nie mehr integriert.“ Auch Svetlana Svoroba brachte mit ihrem charmanten, trockenen Humor das Publikum zum Beben. Ihr Meisterstück, in dem sie wunderbar mit den beiden Westfalen harmonierte, war eine „Möbeloper“ über Liebe, Eifersucht und Verrat zwischen Klaus-Dieter, dem Miele-Kühlschrank, Astrid, der neuen Stehlampe von Ikea, und Gisela, der missgünstigen Klobürste. Die Geschichte endete zwar tragisch, aber nur für die Möbel: „In denen steckt in Westfalen mehr Leben als in den Menschen.“ Die Zuschauer hielt es zu diesem Zeitpunkt kaum mehr auf den Sitzen. Logisch, dass dem tosenden Applaus eine Zugabe folgte – und selbst danach hatte das Publikum immer noch „Schmacht“.